Thielemann, U.: Das Prinzip Markt. Kritik der ökonomischen Tauschlogik (Dissertation), Bern/Stuttgart/Wien 1996 (Haupt Verlag).

 

Der Tausch ist nicht nur der elementare Grundvorgang, der eine Marktwirtschaft konstituiert, sondern auch das Allerheiligste der (Mainstream-) Ökonomik. Diese arbeitet seit rund 200 Jahren daran, den Glauben an das "Wunder" des Marktes, der so alt ist wie die entwickelte, sich fortwährend zum System verfestigende Marktwirtschaft selbst, "wissenschaftlich" zu fundieren.

Zumindest partiell und stillschweigend findet sich dieser Glaube auch in der sei es expliziten oder impliziten Reduktion des wirtschaftsethischen Grundproblems auf das Problem externer Effekte wider. Hier ist der Tausch und damit der Markt im Prinzip als Legitimationskriterium anerkannt. Der Übergang von der Anerkennung "im Prinzip" zur Anerkennung des Marktes als Prinzip ist eine Frage der Konsequenz. Die "fortgeschrittenen" Schulen der Ökonomik sind diesen Schritt bereits gegangen: Ronald H. Coase hat, wenn auch unter utilitaristischem Vorzeichen, die Selbstelimination externer Effekte durch Tausch behauptet; der Name James M. Buchanan steht für das philosophische Programm, Tausch und Markt als allgemeines Prinziprationaler Beurteilung zur Geltung zu bringen.

Die transzendentale Ökonomik Buchanans ist konsequent und radikal. Ihr gilt selbst noch ein Sklavereivertrag, weil er ein Tauschvertrag ist, als legitim. Die Absage an das Prinzip Markt, des Vorteils aller, mag vor diesem Hintergrund trivial erscheinen. Doch kann dann auch die partielle und stillschweigende Anerkennung des Tausches "im Prinzip", die in der Konzentration auf die legitime Gestaltung der "Rahmenbedingungen" des Tauschverkehrs verborgen ist, nicht mehr aufrechterhalten werden. Den Reflexionsstopp in die andere, ökonomismuskritische Richtung zu überwinden bedeutet, den Blick frei zu bekommen für eine wirtschaftsethische Perspektive, die externen und (markt-)internen Effekten systematisch Rechnung zu tragen vermag.

Rezensionen

Röttgers, K., in: Ethica 5 (1997), S. 326-328.

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Da das Buch vergriffen ist, biete ich es hier zum herunterladen an. Die Seitenzahlen sind mit Druckausgabe weitgehend, aber nicht vollständig deckungsgleich.